Botanische Wanderung im Fleimstal

Für Sonntag, den 16. Juni, hatte Frau Margit Franzelin von der Umweltgruppe eine Kräuter- und Blumenwanderung organisiert. 21 Personen trafen sich morgens um 7:30 Uhr auf dem Parkplatz am Bahnhof Kaltern, bildeten Fahrgemeinschaften und fuhren bis zum Bahnhof Auer. Anschließend ging es mit dem öffentlichen Bus bis zum Ausgangspunkt der Wanderung in San Lugano weiter.

Mit viel Neugierde und Vorfreude auf all die Erläuterungen des Biologen Herrn Hartmann Wirth zu den verschiedensten Kräutern, Blumen und Farnen wanderten wir von San Lugano bis Molina di Fiemme. Unterwegs lauschten wir den interessanten Ausführungen des Herrn Wirth zur Pflanzenwelt, ihren Familien, Gattungen und Arten. Dafür danken wir Herrn Wirth ganz herzlich.

Der Wettergott hielt den Regen von uns fern, wenige Wolken verdeckten die Sonne nur zeitweilig. Nach dem Mittagessen in Molina wurden wir auf schönen neuen Pfaden durch den dichten Wald geführt, zurück nach San Lugano. Eine lehrreiche Wanderung ging somit zu Ende. Sie wird uns allen in schöner Erinnerung bleiben.

                                                                        Ein Teilnehmer

Ein Schnappschuss unterwegs

Grüne Flagge von Legambiente für die ehrenamtlichen Schutzgebietspatenschaften

Der Umweltbund Legambiente hat heuer 23 grüne Flaggen vergeben, davon eine auch an Südtirol. Diese geht für die ehrenamtlichen Schutzgebietspatenschaften an das Landesamt für Natur sowie an mehrere Umweltgruppen, und zwar Vinschgau mit dem Koordinator Thomas Wilhalm, Eisacktal, Meran und Kaltern.

Seit Oktober 2016 gibt es, mit Trägerschaft Umweltgruppe Kaltern und Koordinatorin Erika Renner Sölva, auf Anregung von Thomas Wilhalm, Kurator für Botanik im Naturmuseum Bozen, eine Gruppe von Personen, die Patenschaften für Biotope/Naturdenkmäler im Überetsch, Unterland, Deutschnonsberg und Regglberg  übernommen  haben. Ihre Aufgabe besteht darin, diese Schutzgebiete ein- bis zweimal jährlich zu kontrollieren, Mängel aufzuzeigen, negative Eindrücke zu dokumentieren, eventuell  Müll zu entsorgen, oft Mähgut zu entfernen oder Neophyten auszureißen, um so die Forstarbeiter zu unterstützen.
Im Frühjahr findet ein Treffen in verschiedenen Lebensräumen statt wie z.B. Trockenrasen, Feuchtgebiete wie Moore,  bei dem Beamte vom Amt für Natur, der Forstbehörde und eine Fachfrau für Landschaftsökologie die Gruppe begleiten.
Beim Herbsttreffen werden  dann die Berichte besprochen. In unserer  Gruppe betreuen  zur Zeit 29 Pat*innen 61 Biotope und Naturdenkmäler.

Wir freuen uns nun, dass wir von Legambiente die Auszeichnung erhalten haben – will heißen, dass unser Einsatz sinnvoll ist und wertgeschätzt wird.

Flagge Legambiente

Die Bergulme

Die Bergulme (Ulmus glabra) ist fast über ganz Europa verbreitet, bis zum Ural. Sie wächst vom Tiefland bis in eine Höhe von 1400 m. Sie wird bis 40 m hoch, erreicht Durchmesser bis zu 3 m und kann ein Alter von 400 Jahren erreichen.

Merkmale für die Erkennung: Seine Blätter sind 10 bis15 cm lang, 5-9 cm breit, oberseits dunkelgrün und rau, unterseits heller und weiß behaart. Sie sitzen wechselständig am Zweig, sind vom Umriss breit verkehrt-eiförmig oder rundlich mit gezähnten Blatträndern. Sie sind oft dreispitzig und werden daher oft mit dem Hasel verwechselt. Die Ulme ist ein Tiefwurzler und ein eher wärmeliebendes Gehölz. Sie bevorzugt sonnige bis halbschattige, trockene bis feuchte, nährstoffreiche und kalkhaltige Standorte.

Ab April, meist noch vor dem Laubaustrieb, reifen als Früchte 2 bis 3 cm große, geflügelte Nüsschen heran. Diese sind anfangs graugrün und färben sich nach und nach gelblich bis bräunlich. Durch die Flügel werden sie weit durch den Wind verbreitet.

Die Berg-Ulme ist eine gute Bienenweide und eine Schmetterlingsfutterpflanze. Ulmenholz gehört zu den schweren und harten Hölzern. Es ist schwer spaltbar und zäh. Das Holz (Rüster genannt) ist sehr gut zu bearbeiten. Es wird zum Drechseln verwendet, aber seine ausnehmend schöne, grobporige Maserung macht es zu einem wertvollen Möbelholz. Der warme Farbton ist hell- bis rötlichbraun, mitunter auch mal grünstreifig. Der Bast der Rinde diente früher der Herstellung von Seilen.

In der Naturheilkunde hat die Ulme eine lange Geschichte. Hauptsächlich wird die Rinde verwendet. Sie enthält auch Schleimstoffe, die zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden, Hautproblemen und Husten eingesetzt wird: Tees, Tinkturen, Pulverform. Die Ulmenrinde wird traditionell auch für die Hunde.

Vor 100 Jahren kam es zu einer nie eindeutig bewiesenen Einschleppung eines für die europäischen Ulmen todbringenden Pilzes aus Asien. Seitdem sind sie auf dem Rückzug. Ihr Verschwinden aus Wäldern, Alleen und Parks wird vornehmlich von einem ein Pilz (Ophiostoma novo-ulmi). Mit dem Wind breitet sich der Pilz in einem Radius von 10-20 Metern um seinen Wirtsbaum aus. Mithilfe des Großen Ulmensplintkäfers (Scolytus scolytus) aus der Gattung der Borkenkäfer verbreitet sich dann das Ulmensterben über ganze Landstriche aus.

Glücklich können sich daher diejenigen schätzen, die eine alte und vitale Ulme versteckt in den Wäldern finden. In Kaltern, gleich nördlich des Eislaufplatzes in der Sportzone von St. Anton, gibt es im Tal darunter noch ausgewachsene Ulmen.

Von den drei heimischen Arten: Berg- Flatter- und Feldulme scheint die Flatterulme noch weitgehend gesund zu sein. Die Blätter dieser 3 Arten sind unschwer zu erkennen, deren eine Hälfte immer größer und ungleich am Grunde des Blattstieles angesetzt ist.

Vorschlag einer Renaturierungsmaßnahme im Frühlingstal

von Alberto Fostini, ehemaliger Forstinspektor

BRIEF AN DIE GEMEINDEVERWALTUNG KALTERN

Mit diesem Schreiben möchte ich der Gemeindeverwaltung einen Vorschlag unterbreiten, den ich, auch auf Grund meiner Vorkenntnisse, als erstrebenswert, wegweisend und lehrreich betrachte.

Zurzeit sind die Worte Nachhaltigkeit, Ökosysteme, Klima, Umwelt, Biodiversität usw. in aller Munde, zumindest mit den Worten. Es wäre an der Zeit, dass dementsprechend auch weitblickende Vorschläge gemacht und umgesetzt werden.

Hier geht es praktisch um Folgendes: die untere Hälfte des Frühlingstales – den Bach entlang – mit geeigneten Pflanzen aufzuforsten (vorgeschlagen sind einige geeigneten Arten, siehe unten). Das wäre eine gute Renaturierung-Maßnahme, besser gesagt eine Wiederherstellung eines ruinierten Lebensraumes und so das ursprüngliche Gleichgewicht mit standortgerechten Arten wiederherzustellen, was auch in manchen des Landes z.Z. geschieht (Bäche, Flüsse, Auen, usw.). Zuerst wurde meist zu Gewinnzwecken vieles mit Monokulturen „ruiniert“ und zurzeit wurde hie und da begonnen zu „reparieren“!

Das wäre gut, denn das Frühlingstal ist auch ein stimmungsvoller Ort, der die Gefühle der Menschen berührt. Weitsichtig gedacht, ist auch ein idealer Platz für die Anpflanzung von Bäumen für Neugeborene, da es leicht zugänglich ist und eine eigene Atmosphäre hat. Zurzeit wird von der Gemeinde zu diesem Zweck die Promenade/Ex Bahnstraße im Dorf genutzt. Im Auftrag von der Gemeinde habe ich gemeinsam mit der Umweltgruppe dafür gesorgt, dass dort jedes Jahr ein geeigneter Baum gepflanzt wird, aber der Platz ist immer knapper und nicht mehr für große Bäume geeignet, da sie später zurückgeschnitten werden müssten.

Wie vielleicht nicht alle wissen, Anfang 1960er Jahre wurde die untere Hälfte des Frühlingstales (damals hieß es noch Angelbach, da die Aale offenbar noch zu den Seen wandern konnten.) großflächig kahlgeschlagen und künstlich aufgeforstet, auch der Teil, der damals Wiese war. Als es noch Angelbach hieß, war dieses Areal unbekannt, aber sobald es zum Biotop wurde und den Namen Frühlingstal erhielt, kamen scharenweise Besucher.

Die bevorzugte Art für die künstlichen Aufforstungen war die Fichte und auch Douglasien, amerikanische Roteichen, Lärchen und etwas Walnüsse.

Da die Fichte nicht standortgerecht ist, sind in der Zwischenzeit größere Lücken entstanden. D.h. durch Stürme und Krankheit sind viele solcher Bäume zugrunde gegangen (z.B. im Frühling 2020 der Wind entwurzelte weitere Bäume), und nun haben sich Schwarzholunder und die invasiven Arten Ailanthus und Robinie ausgebreitet..

Meine vorgeschlagene Maßnahme kann mit relativ wenig Einsatz und Kosten bewerkstelligt werden. Bei dieser Gelegenheit sollen auch die Schüler der Kalterer Volks- und Mittelschule wie auch andere Vereine eingebunden werden. Das wäre eine sehr gute Erfahrung. Einst hatte ich, als ich noch Forstinspektor war, mit Schülern mehrerer Gemeinden immer gute Erfolge erzielt, wobei nach Jahren die ehemaligen Schüler ihre gepflanzten Bäume wieder aufgesucht und mich dafür gedankt haben.

Es geht dabei um die Anpflanzung von ungefähr 300-600 Pflanzen. Neben dem Bach sollen Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und in den anderen freigewordenen Flächen Vogelkirschen (Prunus avium) und ev. auch Birken und Eichen bepflanzt werden. Besonders die Birken wurden in den letzten 60 Jahren stiefmütterlich behandelt und so weit wie möglich abgeholzt. Diese Arten sind für dieses Klima und Boden am besten angepasst, zugleich schön für die Landschaft und während der Blüte in April sind die Kirschen eine Augenweide für unsere Augen (wie die Kirschblüte in Japan). Die Pflegekosten sind gering, da diese Pflanzen schnellwüchsig sind und so schnell frei von Gestrüpp und Kletterpflanzen. Im geschlossenen Wald und mit gutem Boden wachsen Erle und Kirsche sehr schnell und werden gut über 30 Meter hoch.

Außerdem kann man davon ausgehen, wenn man die wirtschaftliche Seite betonen möchte, dass eine gut ausgewachsene Vogelkirsche oder eine Schwarzerle, den fünf- bis zehnfachen Holzpreis der Fichte erzielen kann. In diesen ungünstigen Lagen wächst zwar die Fichte schnell, aber die Holzqualität nicht so gut ist und hat eine viel kürzere Lebensdauer.

Wie das ganze Frühlingstal einst ausgesehen hat, ist noch heute in seiner Ursprünglichkeit in der oberen Hälfte des Tales teilweise erkennbar, wo hauptsächlich noch große, alte Schwarzerlenexemplaren gut gedeihen, und auch einzelne Vogelkirschen, Tannen und Eichen anzutreffen sind. Und als ich noch Förster war, hatte ich des Öfteren im Bach das Glück und die Freude noch die europäischen Flusskrebse zu Gesicht zu bekommen.

Um Euch meine Empfehlung und ihre Bedeutung besser zu verdeutlichen, ist es angebracht, einen kurzen historischen Bezug herzustellen. Gegen Ende der 50ger, begann man im ganzen Überetscher-Wald – obere und untere Berg – konsequent größere Kahlschläge und in der Folge künstliche Aufforstungen durchzuführen, wie damals fast überall in Europa. Die Laubbäume spielten damals kaum eine Rolle mehr….

Das Ganze nahm im Laufe der Jahrzehnte ein immer größeres Ausmaß an, bis Anfang der 90ger Jahren aufhörte. Dies geschah auf Grund der exorbitanten und nicht mehr tragbaren Kosten, der Anfälligkeit dieser künstlichen Wälder und auch wegen des wachsenden Widerstandes…

Das Ergebnis dieser arbeits- und kostenaufwendigen Maßnahmen (die der spätere Holzverkauf nicht mehr decken wird) war die Entstehung von künstlichen Wäldern, d.h. Monokulturen, hauptsächlich aus Fichten (Picea excelsa). Die Fichte ist aber für diese klimatischen Bedingungen nicht geeignet. Sie braucht kühles und etwas Feuchtigkeit. Sie hat ein langer aber sehr oberflächliches Wurzelapparat, also Wärme und Trockenheit belasten sie sehr. Die Folgen dieser Monokulturen bzw. gleichaltrigen Bestände sind augenscheinlich und wären auch vorhersehbar gewesen.

Bereits vor zirka 30 Jahren begannen mehr und mehr Fichten langsamer zu wachsen und öfter zu erkranken (Insekten, Milben, Pilze). Viele starben (manchmal ganze Flächen in kurzer Zeit), dazu ließen Wind und Schnee größere Gruppen von Bäumen umstürzen.

In Kaltern sind in der Zwischenzeit schätzungsweise 50% oder mehr der künstlichen Aufforstungen bereits allein zugrunde gegangen (klimatische Ereignisse, Krankheiten, Pflegemangel, etc.). So gewinnt die Natur wieder die Oberhand mit Baumarten, die eben für diese Gebiete geeigneter sind.

Z.B. entstanden Ende Oktober 2018 durch Windsturm in Eggental, Trentino und Veneto große Windwurfflächen in den schönsten „Fichtenmonokulturen“. Heute – im Jahr 2022-23 – taucht auch der Borkenkäfer stark auf und das europaweit. Bereits vor 20-30 Jahren, war auch wiederholt zu hören, dass in Deutschland und anderen europäischen Ländern durch Wind Fichtenmonokulturen im großen Stil umgerissen und später von Borkenkäfern befallen wurden.

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung.

In der Anlage bekommen sie den Artikel über die Vogelkirsche (Stellenwert und Eigenschaften), die ich als Baum für die neugeborenen Kinder in Kaltern des Jahres 2020 bereitet hatte.

Mit freundlichen Grüßen

Alberto Fostini

Dieser Vorschlag wurde von der Gemeinde völlig ignoriert, aber gleichzeitig wurde er wohl in das Projekt der Speicherbecken als Ausgleichsmaßnahme übernommen. Dies ist aber keine Ausgleichsmaßnahme, sondern „green-washing“, um den Bau der Speicherbecken schmackhafter zu machen.

FILM: Wie IKEA die Wälder plündert.